Zweieinhalb Monate ‘on the road’ hinterlassen mehr Spuren als ich erwartet hatte
Im März über die Alpen, Venedig trotz Fahrradverbot ‘überstanden’, relativ flott durch Italien auf eine kurze Stippvisite in Slovenien und über die LKW-reichen Küstenstraßen durch Kroatien. Landschaftliche Superlative in Montenegro und fantastische Begenungen in Albanien. Einmal fast längs durch Griechenland bis Athen und dann nochmal ein Stück quer bis zum Grenzübergang zur Türkei.
Nach unzähligen Hundeattacken, ein paar kleineren technischen Problemen und einem gefühlt permanent wundgefahrenen Hinterteil bin ich nun in der Türkei unterwegs und irgendwie hat sich dann doch einiges für mich geändert. Damit meine ich nicht nur, dass ich nun Europa verlassen habe und in der Türkei ein unglaubliches Land mit faszinierenden Menschen kennen und lieben gelernt habe. Es geht eigentlich mehr darum, dass meine Art die Reise anzugehen gerade beginnt sich zu ändern.
Bisher waren meine Tage immer davon geprägt voran zu kommen: in 3 Tagen bin ich in Dubrovnik; in 5 Tagen durch Albanien durch; jetzt nach Athen, weil ich brauche neue Reifen; jetzt noch 2 Tage fahren dann treffe ich mich mit ein paar Motorradreisenden im Nestos Delta; usw. In der Türkei hab ich zum ersten Mal richtig realisiert, dass ich mich mit jedem Tag weiter von meiner Heimat entferne und das Leben vor Ort soviel anders ist, als ich es von zu Hause gewohnt bin. Das klingt total trivial, aber ‘wissen’ und ‘fühlen’ sind nicht das dasselbe. Ich hab davon gewusst, aber ich hab es nicht erlebt oder gefühlt.
Zum ersten Mal beginne ich wirklich Respekt vor meine Reiseplänen zu bekommen. Mittlerweile bin ich bei Instagram ganz gut mit anderen Reisenden vernetzt. Ich lese darüber, dass andere Ihre Reise unterbrechen, die Reisepläne ändern oder gar ihre Reise abbrechen. Wir tauschen uns aus: über die Dinge die gut laufen und natürlich auch über die Probleme. In der öffentlichen Wahrnehmung hört man nämlich immer nur die geilen Sachen und nicht das, was kacke ist :-)
Ich hätte beispielsweise nicht gedacht, dass die Straßenhunde in Griechenland mich noch wochenlang in meinem Kopf heimsuchen werden. Jetzt nach zwei Wochen Radreise durch das türkische Land ohne nennenswerten Hundevorfall beginne ich langsam wieder Vertrauen zu fassen und kann mich wieder unbelastet auf mein Rad setzen. Gleiches gilt für die Art der Übernachtung. Solo Wildcampen. Für den einen der feuchtgewordene Traum des Reiseabenteuers – für mich bereitet ein Zeltplatz alleine im Nirgendwo immer noch mehr Unbehagen als Freude. Ich mach das halt, wenn ich nichts anderes sonst finde. Hinzu kommen die gelegentlich aufkommende “Angst vor der eigenen Courage”, wegen Covid-19 geschlossene Grenzen und noch nicht bewilligte Visa.
Meine Komfortzone gehört mir ganz allein – Oder: Was sich für mich ändert
Jahrelang habe ich in Teambuilding-Maßnahmen oder Fortbildungen erlernt und selbst gepredigt, dass jeder Mensch seine eigene individuelle Komfortzone hat.
Wenn ich mich weiterentwickeln möchte, sollte ich also nur mich als Maßstab nehmen und nicht irgendeine falsche Erwartungshaltung. Auch das ist eigentlich sehr trivial, ich musste mich selbst aber nochmal daran erinnern, dass ich diese Reise für mich mache und nicht für eine taffere Version von mir selbst.
Alles ist gut! Es geht weiter Richtung Osten
Ich habe Strategien für meinen Huddel (saarländisch für “Herausforderungen’’) entwickelt: Mit den Hunden kann ich mittlerweile ganz gut umgehen und für Übernachtungen bleibe ich vorerst bei Hotels / Hostels / Campingplätzen oder ich schlage mein Zelt auf einer Wiese neben der Dorf-Tankstelle auf. Ein neuer (gebrauchter) Sattel (Brooks C17 für die Nerds) hat schlagartig auch eine Verbesserung der Situation mit meinem Hinterteil herbeigeführt. Der immensen Größe meiner Reisepläne entgegne ich einfach mit kurzen und greifbaren Etappenzielen. “Die nächsten 5 Tage” kann ich gut planen. “Die nächsten 15.000km” lassen meine Knie weich werden :-) An geschlossenen Grenzen und nicht erteilten Visa kann ich sowieso nichts ändern. Das nehme ich dann, so wie es kommt.
Ein guter Newsletter hinterlässt seiner Leser:innen immer mit einer Aufforderung etwas zu tun. Ich habe sogar drei ‘Call-2-Action’ für euch:
Mein YouTube-Kanal
Seit dem 1. März war ich fleißig und habe insgesamt 14 Videos produziert. In meinem TravelVlog (12 Episoden) könnt ihr meine Reise nachvervolgen und in den Spezial-Ausgaben (2 Episoden) berichte ich etwas ausführlicher über Meta-Dinge die meine Radreise betreffen.
Schaut gerne in meinen Kanal und abonniert diesen kostenlos. Jedes Abo hilft mir meine Reichweite zu vergrößeren und somit meinem Ziel näher zu kommen 20.000€ Spenden für GermanZero zu sammeln.
GermanZero
Weiter unten habe ich euch die Nachricht aus dem letzten Newsletter von GermanZero wieder angehängt, weil sie an Aktualität nicht verloren hat. Der schreckliche Krieg in der Ukraine zeigt uns weiterhin täglich, wie wichtig es ist von fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden. Denkt über eine finanzielle Unterstützung der Klimaschutzorganisation GermanZero nach.
Patreon
Wenn euch meine Reiseberichte gefallen könnt ihr mich wie schon 31 Patrons bei Patreon finanziell unterstützen. Neben frühzeitiger Publizierung meiner öffentlichen Inhalte findet ihr dort auch exklusive Fotogallerien und Updates zu meiner Reiseplanung.