Die wichtigsten Tipps für die Autonome Region Kurdistan und Erbil für Radreisende und Individualtouristen
Ich bin im Juli 2022 – relativ spontan – mit dem Rad über den Landweg von der Türkei in die Autonome Region Kurdistan eingereist (Grenzübergang Ibrahium Khalil). Da meine Eindrücke immer noch ganz frisch sind, versuche ich die Informationen, die ich für wichtig halte hier etwas geordnet abzubilden. Bei konkreten Fragen oder gar Anmerkungen, schreibt mir gerne eine Nachricht.
Ich schreibe diese FAQ aus meiner Sicht, also der Sicht eines mittelalten weißen Mannes. Falls jemand Erfahrungen in Kurdistan als Frau beisteuern kann, freue ich mich über eine Nachricht von dir.
Sicherheit ist ein sehr relatives und persönliches Gefühl. Objektiv ist jedes westeuropäische Land in Hinsicht auf Terrorismus und Krieg sicherlich sicherer als die Autonome Region Kurdistan. Was die Kriminalität betrifft, würde ich das so allerdings nicht unterschreiben. Dazu später mehr.
Du kannst dich in den sicheren Orte und auf den sicheren Straßen frei bewegen und dich sicher fühlen. Checkpoints auf den Straßen, Sicherheitskontrollen in belebten Bereichen (z.B. Shoppingmalls) und private Sicherheitsfirmen vor Luxushotels stellen sicher, dass du dir wirklich keine Sorgen machen musst.
Du kannst dich sehr frei bewegen, solltest aber – ohne ausreichendes Wissen über die Region – Abstand davon nehmen auf eigene Faust das Land zu erforschen. Zumindest solltest du dich bei den Lokals über deine Pläne informieren. Eigentlich jeder kann dir sagen, welches die guten Wege sind und was du zu beachten hast. Informiere dich. Information ist Sicherheit.
Darüber hinaus habe ich – mit einer Ausnahme – nicht in Luxushotels gewohnt, sondern hab mir die günstigsten Hotels der Stadt gesucht. Ich bin am Abend sehr viel durch die Stadt gelaufen und wurde überall herzlich begrüßt. Ich habe sogar das Gefühl, dass alle irgendwie auf den westlichen Touristen aufpassen. In keiner europäischen Stadt, habe ich mich bei meinen abendlichen Erkundungstouren so sicher gefühlt, wie in Erbil. Ich behaupte sogar, dass ich vor einem Café mein Handy oder meine Tasche liegen lassen könnte und diese mir hinterhergetragen werden würde. Das ist nicht nur eine Theorie sondern ist mir so ähnlich auch schon passiert. Das ist eine kulturelle Eigenschaft, die ich mir in Deutschland öfters wünschen würde.
Damit sind wir bei der Kriminalität. Ein kurdisch-stämmiger Deutscher hat mir gesagt, dass er der Meinung ist, dass klassische Kleinkriminelle in Kurdistan wesentlich schneller und erfolgreicher gestellt werden, als in Deutschland. Das Land ist auch einfach überschaubarer und durch die Sicherheitsmaßnahmen auch einfach besser kontrolliert. Der soziale Druck spielt sicherlich auch noch eine große Rolle.
Die Zahlen bei Numbeo.com bestätigen dies auch: Im direkten Vergleich mit Berlin, hat Erbil 10 Punkte weniger Kriminalität als beispielsweise Berlin.
Erbil hat keinen ÖPNV oder etwas vergleichbares. Es gibt ein paar Kleinbusse die per Hop-on Hop-off wie ein günstiges Sammeltaxi funktionieren sollen, aber ich konnte nicht wirklich herausfinden, wie das System funktioniert.
In Erbil gibt es aber mehr als 40.000 registrierte Taxis, die euch durch den verrückten Verkehr von Erbil kutschieren werden. Eine durchschnittliche einfache Taxifahrt von A nach B sollte in der Regel zwischen 3.000 ID (2€) und 5.000 ID (3,40€) kosten. Taxameter gibt es allerdings keine. Viele Taxifahrer sind auch redlich und berechnen euch einen fairen Preis. Es ist aber wie in jedem Land: Die Schlitzohren unter den Fahrern riechen sofort, wenn ein westlicher Besucher zum ersten Mal im Land ist. Nachdem ich mich ein paarmal echt geärgert habe und ich aus Ermangelung der kurdischen Sprache das Problem nicht lösen konnte, habe ich einfach den zu hohen Preis gezahlt und bin auf Careem umgestiegen. Careem ist das Uber des Mittleren Ostens. Dort wählt man per App den Startpunkt und das Ziel und bekommt auch gleich den Preis angezeigt. Das ist gleichzeitig auch ein kleines Sicherheitsfeature, weil ihr dann auch wisst mit wem ihr gefahren seit und ihr nach der Fahrt diese dann auch bewerten könnt. Careem wird im Übrigen ausschließlich von registrierten Taxis benutzt. Ihr müsst also nicht zu einem wildfremden Menschen in den Privat-PKW einsteigen.
Mit der App erspart ihr euch auch gleichzeitig, während der Fahrt Google Maps zu öffnen und dem Fahrer den Weg zum Ziel zu erklären. Nicht alle Taxifahrer kennen ihre Stadt und die Ziele sind ja auch sehr vielfältig.
Wer Bedenken hat, dass die Fahrer eine zu hohe Provision dafür zahlen müssen, gibt einfach nochmal 1.000 ID Trinkgeld. In der Regel kommt ihr dann immer noch nicht über 5.000 ID.
Taxis können außerdem auch eine Lösung sein für Langstreckenfahrten (unbedingt vorher den Preis aushandeln). Wenn ihr länger in Erbil unterwegs seid und ihr habt das Glück, dass euer Fahrer englisch spricht, fragt ihn doch einfach mal nach seinen Kontaktdaten. Ein lokaler Kontakt kann sehr hilfreich sein.
Dies lässt sich nicht beschönigen: Der Verkehr in Kurdistan ist die Hölle. Breite Straßen ohne Fahrbahnmarkierungen, motivieren zu den waghalsigsten Überholmanövern, sobald sich nur irgendwo eine Lücke auftut. Zweispurige Straßen werden oft dreispurig befahren und Überholmanöver führen nicht selten dazu, dass Fahrzeuge auf den Schotterstreifen neben der geteerten Fahrbahn ausweichen müssen. Das Handy am Ohr oder YouTube auf der Mittelkonsole mancher Taxifahrer machen die Situation nicht besser. Regelkonformes Autofahren wird nicht belohnt und überhaupt sind einfach alle Städte auf Kraftfahrzeuge ausgelegt. Das Überqueren einer Straße als Fußgänger ist an jeder Stelle ein mittelgroßes Abenteuer. Es gibt auch nur in den seltensten Fällen richtige Fußwege neben den Straßen. Wenn Platz vorhanden ist, stehen dort parkende Fahrzeuge, Klimaaggregate, Stromerzeuger oder alles was halt sonst gerade keinen Platz zum Lagern hat.
Wenn ich in der Türkei noch oft den Eindruck hatte, dass man aufeinander acht gibt und eine Koexistenz von Eselskarren, Fußgängern, Radfahrer, Mopeds und Tuk-tuks möglich ist – auf kurdischen Straßen sind Kraftfahrzeuge die einzig geduldeten Verkehrsteilnehmer:innen!
Auch wenn dies sehr anekdotisch ist: Das Familienoberhaupt einer kurdischen Familie, bei der ich zum Essen eingeladen war, hat bereits zwei Familienmitglieder – unabhängig voneinander – bei Verkehrsunfällen verloren.
Dies beantwortet auch die Frage für Radtouristen: Kurdistan ist kein Fahrradland. Der rechte Fahrbahnrand ist meistens voll mit Schlaglöchern, Straßenfräsungen und Spurrillen und der Seitenstreifen eine sehr schlechte und auch gefährliche Schotterpiste. Eine Sensibilität für Radfahrende ist schlichtweg nicht vorhanden – woher auch – und die LKWs Hupen dich regelrecht von der Straße, bevor sie an dir vorbei brettern.
Ich halte dies für ein systemisches Problem. Wenn ich in seltenen Fällen auf einer wenig befahrenen Straße unterwegs war, überholen mich – vor allem die LKW-Fahrer – oft mit ausreichendem Abstand. Aber wenn die Straße voll ist, gibt es keine Pufferzone mehr für Radfahrer. Und die Straßen sind meistens voll.
Meine Lösungsstrategien: Früh am Morgen starten, wenn es keine alternativen Wege gibt. Seitenstraßen soweit vorhanden nutzen und ggfls. Einplanen dich von jemandem mit einem Auto über besonders gefährliche Streckenabschnitte transportieren zu lassen. Bei der Nutzung von Seitenstraßen kann es sein, dass du den Checkpoint nochmal erklären musst, warum du ausgerechnet hier entlang fahren möchtest, anstatt auf der Hauptstraße. Ich konnte mich aber bisher immer durchsetzen. Profi-Tipp: Tunnel auf den Hauptstraßen sind oft ein sehr starkes Argument :-)
Weil man es nicht oft genug sagen kann: Lasst die Finger von Schotterpisten! Insbesondere in der Nähe von Mossul und Kirkuk besteht immer noch Lebensgefahr durch Landminen!
Hotels und die ein wenig besseren Restaurants und Cafés bieten in der Regel ein kostenloses WLAN. Das funktioniert ähnlich wie in Deutschland mal mehr und mal weniger gut.
Prepaid SIM-Karten (also reine Datenkarten) kann man in jedem Handyshop kaufen. Mir wurde Korek empfohlen. Das ist das Mobilfunknetz der Kurden. Gegründet von Sirwan Barzani, dem Neffen von Massud Barzani, dem ehemaligen Präsidenten von Kurdistan. Guthaben gibt es in vielen Supermärkten. Aufladen kann man das Guthaben per App oder mit Zahlencodes über das Tastenfeld. Die Verkäufer in den Supermärkten sind aber auch gerne behilflich beim Aufladen.
Die LTE-Abdeckung in den Ballungsgebieten ist sehr gut und auch entsprechend schnell. Fun fact: Wenn Abschlussprüfungen in den Schulen sind, wird derzeit immer noch das mobile Internet für ein paar Stunden abgeschaltet. Das ist wahrscheinlich auch mit ein Grund, warum elektronische Zahlungsmittel in Kurdistan leider noch kein Thema sind.
Geld
Offizielle Landeswährung ist der Irakische Dinar (irDin). Zweitwährung sind US Dollar. In der Regel bekommt ihr euer Restgeld in irDin ausgezahlt. Geldautomaten gibt es fast überall in der Stadt. Elektronische Zahlungsmittel sind quasi nicht vorhanden. In wenigen Ausnahmefällen und auch nur in den besseren Hotels kann man mit Mastercard zahlen. Ich habe in meinem Hotel die Mitarbeiter sehr unter Stress gesetzt, als ich um Kartenzahlung gebeten habe. Es hat am Ende funktioniert, aber Bargeld ist für alle Seiten die stressfreiere Wahl.
Was kostet Reisen in Kurdistan
Hotels sind verhältnismäßig teuer (30 USD – 200 USD) – Günstiger wird es nur selten.
Alles andere ist sehr günstig. Beispiele:
- Essen: Shawarma-Teller mit Salat und Getränk 4-5€, Streetfood Fleisch mit Gemüse im Brot 2€
- 0,5l Wasser am Kiosk: 0,17 €
- Dose Cola: 0,34 €
Selbst kochen lohnt sich also nicht wirklich. Es ist sowieso viel spannender die lokale Küche auszuprobieren.
Ähnlich wie in Deutschland gibt es in Hotels eine Meldepflicht. Dies bedeutet: Ohne Pass, kein Zimmer. Deine Passdaten werden bereits beim Check-in ins Hotel zur örtlichen Polizei übermittelt. Der Vorgang passiert noch bevor ihr euer Zimmer bezahlt und hat höchste Priorität.
Jetzt kommt das wirklich Wichtige: Anders als in Deutschland, checkt dich dein Hotel bei der Polizei auch wieder aus. Es ist also sehr wichtig, dass ihr an der Rezeption ausscheckt und nicht einfach nur den Schlüssel auf die Theke legt. In einem stark besuchten Hotel, habe ich einmal an der Rezeption niemanden angetroffen (der Mensch hat mir aber bestimmt eine halbe Stunde zugeschaut, wie ich mein Fahrrad packe). Ich hab dann wie in den Monaten davor, einfach den Schlüssel zu den anderen Schlüssel auf die Theke gelegt und bin losgefahren. In meinem nächsten Hotel ist mir dann aufgefallen, dass zu allem Übel noch meinen Pass im Hotel vergessen hatte. Die Polizei hat sich umgehend nach mir beim Hotel erkundigt und der Ordnungshüter hat sich erstmal geweigert meinen Pass herauszugeben. Die beiden Hotels haben dass dann aber geklärt und mein Pass kam dann per Taxi zu mir.
Die Diskussion, dass der Polizist meinen Pass nicht einbehalten darf ist geschenkt. Denkt einfach immer daran, bei eurem Hotel ordentlich auszuchecken. It’s all about security!
Deutschland leidet immer noch unter dem „Gesetz für den Ladenschluss“ (LadSchlG), das zu allem Elend in den Ländern unterschiedlich geregelt wird. Auch wenn ich persönlich die Ruhe an einem Sonntag sehr schätze, betrifft dies immer weniger Berufsgruppen und irgendwie wirken unsere deutschen Ladenschlußzeiten in einer digitalen Welt, doch immer mehr mehr wie aus der Zeit gefallen.
Öffnungszeiten
Wenn ihr einen vergleichbaren Ruhetag zu unserem Sonntag sucht, werdet ihr am ehesten beim Freitag fündig. Das Freitagsgebet ist eine im Koran verankerte religiöse Verpflichtung. Deswegen haben Freitag auch die meisten Büros und Geschäfte geschlossen. In der Regel sind aber Lebensmittelgeschäft, Restaurants und natürlich Hotels geöffnet.
Die allgemeinen Öffnungszeiten sind für westeuropäische Verhältnisse sehr großzügig. Die meisten Geschäfte öffnen um 10 Uhr und sind bis spät in den Abend geöffnet. Auch große Lebensmittelgeschäfte haben nicht selten bis 23:00 / 0:00 Uhr geöffnet. Kleine Markets / Shops / Kioske oft bis tief in die Nacht, manche sind sogar durchgehend geöffnet (24h).
Feiertag
Die höchsten Feiertage sind das Zuckerfest (Eid al-Fitr) und das Opferfest (Eid al-Adha). Die Feste werden in Kurdistan mit 3 bzw. 4 Feiertagen begangen. An diesen Tagen sind alle größeren Geschäfte, Büros, öffentliche Einrichtungen geschlossen. Die Kurden verbringen die Tage gemeinsam mit ihrer Familie. Wegen dem Opferfest musste ich eine Woche länger in Erbil verbringen, als geplant. Das iranische Konsulat hatte ebenso für 4 Tage sein Büro geschlossen.
Die Liste der Feiertag in Kurdistan ist lang und vielschichtig. So wurde im Jahre 2018 auch der 25. Dezember als nationaler Feiertag für Weihnachten eingeführt. Hier findet ihr die Liste der Feiertage der Region Kurdistan.
Die Antwort ist kurz: Ja :-)
In Zakho, der Stadt direkt hinter der Grenze, gibt es WV Vape. In Dohuk, Erbil und Sulaimaniyya findet ihr Kurdistan Vape. Erbil hat auch noch bestimmt noch 10 weitere Dampferläden. Die meisten findet ihr im Stadtteil Ankawa. Die Auswahl ist gut und die Preise entsprechen dem deutschen Niveau. Von MTL bis DTL, Akkus, Akkuträger und eine große Auswahl an Premium-Liquids.