Reisen über Land
Am Sonntagmorgen um acht hat Theo mich zum Hafen von Marmaris begleitet, ans Schiff nach Rhodos. Als ich an Bord ging, muss ein heftiger Wind geweht haben, jedenfalls tränten mir die Augen.
Ich fahre heim: ab Rhodos per Nachtfähre aufs griechische Festland, von dort mit Bus und Zug über Bulgarien, Rumänien, Ungarn nach Wien. Zuletzt will ich den Nachtzug nach Paris nehmen, um eine Woche, nachdem ich an der Türkischen Riviera aufgebrochen bin, wieder in Saarbrücken anzukommen. Theo radelt derweil weiter Richtung Osten der Türkei. Sein nächstes Etappenziel ist der Iran.
Anfang der Woche hatten wir uns, wie geplant, in Marmaris getroffen. Er hat zu dem Zeitpunkt 4683 Kilometer mit dem Fahrrad hinter sich. Ich netto circa 50 Stunden mit Bahn und Bus. Nach über zwei Monaten Getrenntsein, wollen wir zusammen Urlaub machen, aber auch so eine Art Alltag miteinander verbringen.
Unser Appartement ist geräumig, fast luxuriös und nur 50 Meter vom Stadtstrand entfernt. Wir befüllen unseren Kühlschrank – hauptsächlich mit Joghurt, Wassermelone und weißem Käse. Den werde ich am Ende der Woche etwa zur Hälfte an die rot-weiße Katze verfüttert haben, die uns morgens und abends auf der Terrasse besucht. Wie in Istanbul, leben ihre Artgenossen und die örtlichen Straßenhunde frei und meist friedlich nebeneinander. Sie sind insgesamt erstaunlich gut genährt, vor jedem zweiten Haus steht ein Schüsselchen für sie
Auch wir ernähren uns nicht schlecht: Mahlzeiten in der Wohnung bleiben eher die Ausnahme, stattdessen probieren wir uns morgens und abends durch die Lokale im Umkreis. Tagsüber haben wir beide zu tun: Theo lässt sich im Laufe der Woche für einen Podcast interviewen und produziert zwei YouTube-Videos, ich bereite Teile einer Veranstaltungsmoderation vor.
Außerdem sind wir mit weiteren Reisevorbereitungen beschäftigt. Ich suche die Verbindungen für meinen Rückweg heraus, Theo beginnt per App türkisch zu lernen und gemeinsam gehen wir zum Fahrradladen an der Ecke. Theo lässt dort sein „Bisiklet“ checken, ich bekomme derweil Çay kredenzt.
Aber natürlich erleben wir auch entspannte Momente der Zweisamkeit. Hier ein paar Highlights.
- Kurioseste Entdeckung: im Hafen von Marmaris liegt die Yacht Aurora. Sie ist 120 Millionen Dollar wert und gehört einem russischen Milliardär. Das Kurioseste daran ist eigentlich, dass sich alle Details dazu im Internet nachlesen lassen.
- Flachste Freizeitgestaltung: Kaffeefahrt auf einem Ausflugsschiff mit oberkörperfreien Engländern. Die Delphine waren nur in der Broschüre zu sehen.
- Romantischster Abend: am Strand, mit Dosenbier, während hinterm Berg der Blutmond aufging.
Wenn alles klappt, sehen wir uns im September wieder.