Alpenüberquerung und Venedig – die erste Etappe ist gemeistert

„Zwei Trottel versuchen im Winter über die Alpen zu fahren“, fasst Theo die Erfahrung der letzten Tage zusammen.

Mit seinem Kumpel Jochen ist er innerhalb von drei Tagen mit dem Fahrrad über den Stilfser Joch bis Trento gefahren und am Freitag, 11.3. dann an seinem ersten Etappenziel Venedig angekommen.

Fotos zeigen die beiden dick eingepackt, das Rad über verschneite Wege schieben oder auf Loipen, wo sie Langläuferinnen und Schlittenfahrern begegnet sind.
Am ersten Tag konnten sie immerhin 16km, von Biberwier bis Nassereit, mit dem Linienbus überbrücken. Tags drauf wären sie gerne ähnlich komfortabel weitergereist. Jedoch: „Ich muss den Platz für Kinderwagen und Rollatoren freihalten.“, klärt sie der Busfahrer auf. Was tun?

„Die Passstraßen sind zwar schneefrei, aber wer möchte schon mit dem Fahrrad neben Sattelschleppern herfahren?!“ erzählt Theo. Also schieben, fahren und rutschen sie weiter. Bis diese eine Stelle kommt, wo sich unter der Schneedecke Eis verbirgt. „Jochen sah mich wie in Zeitlupe fallen, ich hörte einen Knacks und dachte, das war’s, jetzt sind zwei Rippen gebrochen und ich kann wieder nach Hause fahren.“

Trotz Schmerzen fahren sie auch am nächsten und übernächsten Tag weiter: 150km in 10 Stunden, bis Trento, 800 Höhenmeter über den Passo Cimirlo in das Örtchen Bassano del Grappa. Als sie dort am Abend nochmal ihre Route für den nächsten Tag checken, stolpern sie über das nächste Hindernis. In Venedig sind keine Fahrräder erlaubt. „Selbst schieben kostet 100€“, schreibt Theo mir über Signal.

Seit seinem Alpenaufstieg hatten wir immer nur wenige Sätze am Tag hin und her kommuniziert. Von Kälte und Kilometer ausgelaugt, hat abends die Energie zu wenig mehr als „Essen finden und vertilgen“ gereicht. Den größten Teil dieses Artikels habe ich daher aus Theos Roadbook* rekonstruiert und dem, was er seinem Freund Alex alias Pickseldemon am Montagmorgen in dessen Twitch-Kanal erzählt hat.

Nun gut, nach Theos Ankunft in Venedig haben wir länger telefoniert. Bei diesem Gespräch erfuhr ich dann auch von seiner Rippe. Immerhin früh genug, um am nächsten Morgen nicht überrascht zu sein, als er schrieb „Meine Rücken/-Rippenprellung hat sich verschlechtert. Ich gehe jetzt mal ins Krankenhaus zum Röntgen.“ Volle sechs Stunden musste er im „Ospidale“ auf den Befund warten. Ich versuchte ihn derweil mit Fotos unserer Katzen aufzumuntern. Heimlich hatte ich auch schon die Zugfahrt nach Venedig recherchiert, für alle Fälle, falls er länger Pflege bräuchte. Doch dann die Entwarnung: nur eine Prellung. „Der Arzt hat gesagt ich soll eine Woche lang keinen Sport machen. Ich habe geschmunzelt und bin gegangen.“, erzählt Theo.

Immerhin, ein paar Tage Ruhe gönnt er sich jetzt. Wenn man es „Ruhe“ nennen kann, denn der Plan ist: „Videos produzieren, Fotos sortieren, Routen für die nächsten Tage planen“ und, möchte ich hinzufügen, mit seiner Freundin kommunizieren. Eine Herausforderung bei der Routenplanung wird sein, eine Fähre zu finden, die ihn samt Fahrrad weiter transportiert. Doch es wird sich sicher eine Möglichkeit auftun. Dafür, dass die Räder vor den Toren der Inselstadt zurückbleiben mussten, hat sich schließlich auch eine überraschend komfortable Lösung gefunden: ein Fahrradparkhaus. Theos Kumpel Jochen hat sein Rad dort schon am Montagmorgen wieder rausgeholt, um mit dem Zug die Heimreise anzutreten. Die Buchung war ein Abenteuer für sich. Aber das ist eine andere Geschichte.

Theos Roadbook mit Fotos und weiteren tagesaktuellen Infos: www.fabiantheobald.de/roadbook

Das Gespräch mit Theo am Montagmorgen bei Twitch: https://www.twitch.tv/videos/1425224036