Die Eurovelo

Ein Netz von Radwegen zieht sich durch Europa: Was für Wandernde die Jakobswege, sind für Radreisende die „Eurovelo“. Nummeriert von 1 bis 19 verbinden sie die Küsten und Städte des Kontinents. Die Qualität der Wege schwankt. Auf eurovelo.com ist bei allen Routen für jede Etappe der genaue Ausbaustatus angegeben, von „rot gepunktet“ („ist in Planung“) bis grün („zertifizierte EuroVelo Route“).

Theo ist seit Triest auf der Mittelmeerroute unterwegs, der Eurovelo 8. Die beginnt im spanischen Cadiz und endet in der Türkei, in Izmir.
Saarbrücken liegt auf der Eurovelo 5, zwischen Canterbury (England) und dem italienischen Brindisi (auf der Landkarte direkt am Absatz des „Stiefels“ zu finden). Die Route bildet über 3200 Kilometer hinweg antike Pilgerwege ab und trägt daher auch den Beinamen „Via Romea Francigena“.
Theos Eurovelo 8 ist auf den meisten Etappen noch rot eingezeichnet. Dennoch hat er die Route in Italien und Slowenien recht gut ausgebaut vorgefunden: ruhige Nebenstraßen sowie deutlich von Fußgängern und Autos separierte Radwege.

Auch manche Abschnitte der Eurovelo 5 sind noch rot gekennzeichnet. Der Abschnitt Luxemburg bis Güdingen etwa. Von dort bis zur italienischen Grenze ist sie hingegen gelb. Das heißt, in diesen Teilen müsste die Route nicht nur gut ausgebaut, sondern unterwegs auch als Eurovelo markiert sein. Wie leicht lässt sie sich wohl anhand der Beschilderung finden?

An einem sonnigen Apriltag schwinge ich mich zur Mittagszeit aufs Fahrrad, um es herauszufinden. Um Zeit zu sparen und da ich den Radweg bis Sarreguemines zu Genüge kenne, nehme ich die Saarbahn bis zu ihrer französischen Endstation. Von dort aus will ich mich an den Eurovelo-Schildern orientieren.
„In Kroatien ist das eher kreativ zu sehen“, erzählt Theo von seiner Tour. Auch da gab es gut ausgebaute Radwege. Aber er wurde auch auf Schotterpisten geführt, die nach seiner Einschätzung kaum mit dem Mountainbike zu bewältigen wären, geschweige denn mit Reiserad und Gepäck. Oder die Route führte über Landstraßen, wo er oft gefährlich eng von Sattelschleppern überholt wurde. In Montenegro, Albanien und Griechenland war das Radreisen dann wieder entspannter – wobei Theo sich teilweise Alternativstrecken, jenseits der Eurovelo 8, gesucht hat.

Vom Saargemünder Bahnhof sind es etwa 200 Meter bis zum Saarradweg. Dort finde ich gleich das erste Schild: die zwölf goldenen Sterne der europäischen Flagge umkreisen die Ziffer 5. An jeder kleinen Wegscheide taucht das Symbol wieder auf – oder, alternativ, das der VeloRoute SaarLorLux. Ohnehin könnte ich mich gut am Saarkanal orientieren, dessen Ufer auf dieser Strecke herrlich grün, romantisch verwildert und von Vögeln bewohnt sind. Die Autostraßen weit weg, teile ich mir den Weg hin und wieder mit anderen Radfahrenden oder Fußgängern, meist habe ich ihn für mich. Entspannt treffe ich am Nachmittag zum Café au lait in Saaralbe ein.

Theos Fazit: Tolle Menschen, sicheres Reisen und leckeres Essen auf der Eurovelo 8, aber „vertraut nicht blind darauf; schaut euch den Streckenverlauf an und überlegt, ob ihr nicht Teile in die Berge verlegen wollt“.

Mein Fazit: an den „gelben Stellen“ scheint man der Eurovelo 5 durchaus fast blind folgen zu können. Dem Radpilgern von Saarbrücken nach Rom steht also nichts im Wege – außer die Alpen.